ADHS

Bei der Aufmerksamkeitsdefizit- (Hyperaktivitäts) -störung (AD(H)S) handelt es sich um ein Muster von Symptomen, welche in drei Verhaltensbereichen aufgeteilt werden können:

  • Hyperaktivität (H) (allgemeine Unruhe)
  • Impulsivität (ein aufbrausendes Wesen mit der Neigung zum Handeln ohne nachzudenken)
  • Unaufmerksamkeit (leichte Ablenkbarkeit und eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit, geringes Durchhaltevermögen, eingeschränkte Daueraufmerksamkeit)

Je nach Vorliegen dieser Kernsymptome wird AD(H)S in verschiedene Erscheinungsbilder eingeteilt, z.B.

  • ADS, kombinierter Typ (häufigste Erscheinungsform mit allen drei Kernsymptomen)
  • ADS, vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ (primär Hyperaktivität und Impulsivität, geringe Aufmerksamkeitsstörung)
  • ADS, vorwiegend unaufmerksamer Typ (primär Aufmerksamkeitsstörung, geringe Hyperaktivität und Impulsivität)

Durch ihre motorische Hyperaktivität sind die beiden ersten Typen in der Regel auffälliger als der vorwiegend unaufmerksame Typ.

Dieser wird eher als verträumt und ruhig wahrgenommen. Innere Unruhe beziehungsweise gedankliche Unruhe und Impulsivität können jedoch genauso auftreten wie bei den anderen Typen. Oft kommt es erst relativ spät zu einem scheinbar unerklärlichen Versagen in der Schule oder im Beruf.

Problematisch ist die Diagnosestellung, da die Symptome auch als völlig normale Erscheinungen in den Entwicklungsphasen des (Vor-) Schulalters auftreten und die Unterscheidung zwischen Norm und Auffälligkeit oft schwer fällt.

Behandlungsbedürftigkeit

Nach der übereinstimmenden Meinung vieler Neurologen und Psychologen leiden heutzutage nicht mehr Kinder und Erwachsene an ADHS als früher. Die Symptome treten in unserer schnelllebigen Zeit jedoch offensichtlicher zu Tage, so dass sich die Grenze zwischen nicht behandlungsbedürftigen und behandlungsbedürftigen Betroffenen in den letzten Jahrzehnten in Richtung der behandlungsbedürftigen Betroffenen verschoben hat.

Die Ursachen hierfür sind komplex und vielfältig und in großen Teilen sicherlich in nachhaltigen Veränderungen in unserer Gesellschaft zu finden. Durch ein Überangebot an Informationen, Kommunikation und medialen Reizen wie Fernsehen, Computer und Mobiltelefon kommt es zu Reizüberflutung. Die Menschen stehen durch die immer schneller zunehmende Komplexität im privaten und beruflichen Leben vor anderen psychischen Anforderungen, dazu bieten Gesellschaft Schule und Familien weniger Struktur. Diese Gegebenheiten bereiten AD(H)S-Betroffenen im Allgemeinen besondere Schwierigkeiten.

AD(H)S im Erwachsenenalter

Bei bis zu 70% der betroffenen Kinder können die Symptome mit unterschiedlicher Ausprägung bis in das Erwachsenenalter hinein fortbestehen. Im Erwachsenenalter bildet sich die Hyperaktivität stark zurück, andere Symptome bestehen häufig unerkannt fort. ADHS wird dann häufig von Folgeerkrankungen begleitet, wie Depressionen, Angststörungen, sozialer Phobie, Bulimie, der Borderline-Persönlichkeitsstörung und Störungen des Selbstbildes und Selbstwertgefühls. ADHS im Erwachsenenalter ist seit 1995 bekannt und seit 2003 auch in Deutschland anerkannt. Unbehandelte Betroffene und ihre Angehörigen stehen meist unter erheblichem Leidensdruck. Versagen in Schule oder Beruf und die Entwicklung von weiteren psychischen Störungen sind häufig.