Es hört doch jeder nur, was er versteht
Johann Wolfgang von Goethe

Hypnose . . . was ist das überhaupt?

Sicherlich haben die meisten Menschen schon von Hypnose gehört. Beach Stones Es herrschen jedoch sehr vielfältige Meinungen und Einstellungen darüber vor, was Hypnose ist bzw. sein soll. Das Meinungsspektrum reicht von "völliger Humbug", über eher ängstliche Vorstellungen "sich dann zum Narren zu machen" bis hin zu extrem hohen Erwartungen, dass man mit Hypnose sehr schnell und ohne großen Aufwand alle Probleme lösen kann.

Diese Vorstellungen sind häufig auf Erlebnisse bzw. Berichte von Show- bzw. Bühnenhypnosen zurückzuführen, wo der Hypnotisierte scheinbar völlig willenlos Befehle des Hypnotiseurs ausführt und dabei unglaubliche Leistungen vollbringen kann. Dies ist jedoch eine Form der Hypnose, die nur unter bestimmten Bedingungen möglich ist, in der Regel ohne hilfreiche Wirkung für den Hypnotisierten bleibt und mit Hypnotherapie wenig gemeinsam hat. Leider zeichnen derartige Berichte nicht nur ein falsches Bild von Hypnose, sondern wecken auch unrealistische Erwartungen über Möglichkeiten und den Ablauf einer therapeutischen Hypnose.

. . . Aus diesem Grund soll hier ein Überblick darüber gegeben werden, was hypnotherapeutisches Arbeiten ist (bzw. was es nicht ist) und was in Hypnose möglich sein kann.

Hypnose ist ein therapeutisches Verfahren mit sehr langer Tradition, welches mit variierendem Charakter praktisch bei allen Völkern zu finden ist. Psychotherapeutisch genutzt wird Hypnose mit schwankender Beachtung etwa seit Mitte des 19. Jahrhunderts, in den letzten Jahrzehnten gewinnt es in unserem Kulturraum wieder zunehmend an Bedeutung.

Der Begriff Hypnose stammt vom griechischen Wort hypnos (Schlaf), da man zu Beginn der Hypnoseforschung davon ausging, dass es sich um einen schlafähnlichen Zustand handelt.

Heute weiß man,dass der Zustand des "in Hypnose seins" (in "Trance sein") nichts mit Schlafen zu tun hat, da wir im Schlaf kein Bewusstsein haben, in Trance jedoch schon. Im Gegensatz zum Schlaf bekommen wir in Trance mit, was um uns geschieht, die Aufmerksamkeit ist jedoch konzentriert auf ein bestimmtes Erleben gerichtet. Dieses Empfinden wird in der Regel als ein tiefer sehr angenehmer Zustand erlebt, der häufig mit körperlicher Entspannung einhergeht. Diese Form der Tiefenentspannung entkrampft physisch und psychisch, körperliche und seelische Heilung können so unterstützt werden. Hypnose kann aber auch durchaus mit Aktivität verbunden sein.

Der Begriff der Hypnose bzw. der Trance wird daher heute meist sehr viel weiter gefasst, und das in "Trance-Sein" als eine unwillkürliche "Aufmerksamkeitsfokussierung" auf ein bestimmtes Erleben beschrieben. Demnach kann eine intensive (gedankliche) Beschäftigung im Alltag, bei der die Umwelt nur noch "am Rande, wie nebenbei" wahrgenommen wird, als Trance verstanden werden. Trance kennen wir demnach alle, wenn wir Dinge tun, die uns total einnehmen, wie einen spannenden Film anschauen oder ein spannendes Buch lesen oder von einem intensiven Gesprächen gefesselt sind bzw. "Tagträumen". Je nach dem wie intensiv dieses Erleben ist, nehmen wir dann z.B. nicht mehr deutlich wahr, was um uns geschieht, erst wenn uns z.B. jemand beim Namen anspricht, wechseln wir die Aufmerksamkeit und wenden uns dem Ansprechpartner zu.

. . . und Hypnotherapie?

Unter dem Begriff Hypnotherapie werden Therapieformen zusammengefasst, die das vorhandene Wissen über die Wirkung von Trance therapeutisch nutzen.

Hypnotherapie ist also keine eigene Therapieform, sondern eine Methode, bei der Psychotherapie mit spezifischen Techniken im Trancezustand erfolgt.

Die meisten heute praktizierten hypnotherapeutischen Methoden haben ihren Ursprung in den Arbeiten von Milton Erickson (1902-1979), einer der bedeutendsten Pioniere hypnotherapeutischen Arbeitens. Erikson war das individuelle Arbeiten besonders wichtig, d.h., für jeden Patienten einen für ihn passenden Ansatz zu finden. Entsprechend seiner Annahmen tragen Menschen viel mehr Kompetenzen für ein erfülltes Leben in sich als ihnen selbst bewusst ist. Ziel des therapeutischen Arbeitens ist es, diese Kompetenzen zugänglich zu machen und hilfreich zur Problemlösung zu nutzen. Sein Arbeiten war damit schon früh ressourcen- und lösungsorientiert, ein therapeutisches Vorgehen das heute immer mehr Beachtung findet.

Moderne systemisch-hypnotherapeutische Verfahren versuchen das individuelle "Ressourcenwissen" jedes Einzelnen zu aktivieren und hilfreich in seinem Lebensumfeld zu nutzen. Dies geschieht zunehmend in konzentrierten, gelenkten Gesprächen und Übungen, bei welchen der Patient selbst aktiv mitarbeitet. Ziel ist das möglichst rasche Aktivieren von hilfreichen, in der Regel schon vorhanden Fähigkeiten, um mit den erlebten Schwierigkeiten anders umgehen zu können. Ein klassisches Vorgehen mit langen Tranceinduktionen und ein entspanntes Liegen des "Hypnotisierten" ist dabei nicht unbedingt notwenig.

Hilfreiche Literatur:

  • Brian M. Alman und Peter T. Lambrou (2009). Selbsthypnose. Ein Handbuch zur Selbsttherapie.
  • Dirk Revenstorf und Reinhold Zeyer (2009). Hypnose lernen. Anleitungen zur Selbsthypnose für mehr Leistung und weniger Stress.